Herausforderung Transformation, Teil 3

Vorbemerkung des Herausgebers:

Der folgende Artikel, den wir in drei Teilen versenden, ist ein Auszug aus dem Buch »Herausforderung Transformation« (Kapitel 2 des Buches) von Martin Scott.


Kapitel 2 (Teil 3)

Die Stadt ist gefallen und offen für das Dämonische


Die von gefallenen Menschen gegründete und geformte Stadt ist ein Spiegelbild der gefallenen menschlichen Kreativität. Es ist wichtig zu verstehen, dass »gefallen« nicht vollkommen böse bedeuten muss, denn was gefallen ist, kann immerhin wieder erlöst werden. Aber da die Stadt einmal »gefallen« ist und dem System dieser Welt angehört, wird sie immer zum Götzendienst tendieren, da sie ein Maß an Treue fordert, das alleine Gott zusteht. Die Stadt benötigt ihre Menschen, um ihr zu dienen und sie zu ehren – und wird Gott selbst die Anbetung streitig machen, die nur Ihm zusteht. Gott erklärt mit vollem Recht: »Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichts gleicht« (Jesaja 46,9). Und was sagt Babylon? »Ich bin's, und sonst keine« (Jesaja 47,8). Oder Tyrus? »Ich bin ein Gott, ich sitze auf einem Göttersitz« (Hesekiel 28,2).

Beginnender Götzendienst öffnet die Tür für Dämonisierung, denn hinter Götzen stehen immer Dämonen (1. Korinther 10,10-20). Am Beispiel der Stadt können wir das sogar an dem hebräischen Wort »ir« festmachen, dieses Wort bedeutet sowohl »Stadt« als auch »von einem (Engel) bewacht«. In dem Begriff der Stadt ist die Vorstellung einer Engelsstreitmacht enthalten, die die Stadt bewacht. In Jesaja 14,12-14, diese Stelle kann man auch als Aussage über Satan verstehen, geht es um eine übernatürliche Macht, die hinter Babylon stand und niedergeworfen wurde. Das Gleiche finden wir wieder in Hesekiel 28,12-17, hier ist die Rede von Tyrus. Hinter der institutionellen Struktur steht eine geistliche Macht.

Wenn wir danach fragen, wo die Kraft einer Stadt liegt, müssen wir in eine andere Dimension schauen. Ein Extremfall ist Babylon in der Offenbarung, die als »die große Stadt« beschrieben wird, »die die Herrschaft hat über die Könige auf Erden« (Offenbarung 17,18). Die Könige sind also nicht die obersten Herrscher, sondern dienen schlicht und einfach den Absichten der Stadt. Die höchste Auflehnung ist erreicht, wenn die Stadt außer Kontrolle geraten und einfach nur noch böse ist.

Deshalb sind Städte und andere menschliche Organisationsformen so umkämpft: Die dämonische Welt braucht sie als Landeplatz auf dieser Erde, während Jesus sie zum Guten zu verändern sucht. Die politischen, ökonomischen und sozialen Machtpositionen einerseits und die geistlichen andererseits hängen immer zusammen: Wenn die Stadt weitgehend unter dämonischer Herrschaft ist, werden auch ihre Mächtigen an dämonische Kraftquellen angeschlossen sein.

Die Sünden der Stadt

Die Propheten nennen viele unterschiedliche Sünden in den Städten, von denen fünf besonders herausstechen:

Unterdrückung: Oft kommt sie in Form von Gewalt, Bestechlichkeit, Verleumdung und Gewaltherrschaft vor (Zephania 3,1: »Weh der widerspenstigen, befleckten, tyrannischen Stadt!« Siehe auch Jeremia 6,6; Hesekiel 22,6-12; Amos 4,1).

Götzendienst: Jeremia stellt die Frage: »Warum hat der Herr an dieser großen Stadt so gehandelt?« Und die Antwort lautet: Weil sie »andere Götter angebetet und ihnen gedient haben« (Jeremia 22, 8-9; siehe auch Nahum 1,14; Micha 5,11-16; vgl. Apostelgeschichte 17,16 und 19,34).

Blutvergießen: »Wehe der Stadt voller Blutschuld« (Hesekiel 24,6-9; siehe auch Habakuk 2,12; Jeremia 26,15; Hesekiel 22,3-4).

Sexuelle Zügellosigkeit: Sodom und Gomorra sind das klassische Beispiel für diese Sünde. Hesekiel 16 vergleicht die Sünde von Jerusalem mit der von Sodom und Gomorra (bemerkenswert ist auch, dass sexuelle Sünden und soziale Ungerechtigkeit hier in einem Atemzug genannt werden wie noch öfter in der Schrift; siehe auch Hesekiel 22,6-13; Nahum 3,4).

Stolz: Die Stadt wird in ihrer Unabhängigkeit arrogant und stur (siehe Zephania 2,15; ebenso Hesekiel 16,49; Jesaja 3,9; Hesekiel 27,3 und 28,2).

Jesus hat alle Mächte besiegt und ihrer Autorität entkleidet

In vieler Hinsicht kann gesagt werden, dass Jesus genau zur rechten Zeit auf unsere Erde kam. Er wurde hineingeboren in eine Nation, die politisch unter der Macht Roms stand, wirtschaftlich unter der Unterdrückung durch die herodianische Dynastie litt und religiös durch den gesetzlichen Nationalismus der Pharisäer eingezwängt war. Und hinter all diesen Zwängen standen jeweils starke dämonische Mächte, die den Druck noch verstärkten. Am Kreuz ordnete Jesus sich dem Willen Gottes unter und gegen diese Seine Unterwerfung kam der Feind nicht mehr an: Die rebellischen Mächte verloren ihre ganze Kraft, denn Unterordnung ist stärker als Rebellion, Liebe stärker als Hass. In der Autorität Jesu können wir nun dem Dämonischen entgegentreten und die Stadt wieder dahin zurückbringen, dass sie dem König dient, dem allmächtigen Gott. Jesus ist auferstanden, und seither hat Er alle Autorität im Himmel und auf Erden.

Die Kirche ist dazu da, von ganzem Herzen in die Fußstapfen Jesu zu treten: Sie soll Seinen Mantel aufnehmen und in derselben Haltung der Unterwerfung unter den Vater den Mächten entgegentreten. Veränderung ist ein Prozess und ein Kampf. Ein Großteil der Veränderung muss intern geschehen (sowohl in uns persönlich als auch zwischenmenschlich im Leib Christi). Wir brauchen auch eine Sicht des »herabkommenden« Königreichs Gottes, so wie Johannes das Neue Jerusalem von Gottes Thron herabkommen sah. Es ist sehr wichtig, dass wir eine Vision haben, dass wir wissen, was wir anstreben. Eine solche Vision erhält man im Gebet. Im Gebet empfangen wir Offenbarung und schließlich wird diese Offenbarung sichtbare, greifbare Realität.

Von der Offenbarung zur Verwirklichung

Gebet sollte uns an den Ort der Offenbarung führen, denn ohne Offenbarung wird nichts den Himmel verlassen. Wenn wir auf Gott warten, wird unsere Kraft erneuert und wir werden auffahren mit Flügeln wie Adler (siehe Jesaja 40,31) – wir sehen alles aus einer anderen Perspektive. Oft haben wir uns für einige Stunden abgesondert und verbrachten die meiste Zeit in Anbetung – wir haben einfach auf Gott gewartet, bis wir die geistliche Realität sehen konnten. Dabei sollten wir darauf achten, dass wir nicht vorschnell nach dem ersten Stückchen Offenbarung greifen und uns wieder verabschieden, sondern dranbleiben und weiter warten und so zulassen, dass Gott uns tiefer in die Offenbarung hineinführt. Als ich mich auf den Weg machte hin zur Transformation, habe ich Colin Easton Sprüche 19,2 zitieren hören: »Wer hastig läuft, der tritt fehl«, und ich habe es mir zur Regel gemacht, nicht zu hasten auf diesem Weg. Es ist so leicht, Vermutungen anzustellen über die empfangene Offenbarung oder so sehr davon begeistert zu sein, dass man unempfänglich wird für weitere Offenbarungen. Aber wenn wir in dieser wartenden Haltung verharren, kann sich diese Offenbarung noch vertiefen.

Offenbarung ist unverzichtbar, denn dadurch treten wir in Kontakt mit dem Himmel – die Schatzkammern des Himmels öffnen sich für uns. Offenbarung ist ein unentbehrliches Element und wir können sogar sagen, »nichts verlässt den Himmel, es sei denn es ist zuvor angeschaut worden«. Ich bin mir bewusst, dass das eine sehr starke Behauptung ist und ich werde versuchen, diese Aussage zu begründen. Zuerst, indem ich unsere allgemeine Erfahrung anspreche. Wir haben alle schon einmal die frustrierende Erfahrung gemacht, dass wir jemandem das Evangelium erklärt haben und dann feststellen mussten, dass die Botschaft selbst überhaupt nicht verstanden wurde. Ein anderes Mal wird diese Person aber offen sein und versteht nun die Botschaft tatsächlich. Was ist geschehen? Ganz einfach: die »Augen ihres Verständnisses« wurden aufgetan, mit anderen Worten: Sie hat eine Offenbarung empfangen. Bevor wir eine Offenbarung empfangen, treffen die Worte von Paulus voll zu, wenn er sagt »Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit« (1. Korinther 1,23 EIN). Für die Juden ist das Kreuz eine Beleidigung, denn wie kann eine öffentlich verfluchte Person (siehe 5. Mose 21,23) der von Gott auserwählte Erlöser sein? Die Heiden, die keinerlei Verständnis der Bibel haben, halten das Evangelium für eine Torheit, denn wie sollte jemand, der vor 2000 Jahren an einem weit entfernten, kaum bekannten Ort des gleichen Todes gestorben ist wie viele andere seiner Landsleute, die Erlösung bringen für alle, die ihm vertrauen? Wie kann es sein, dass durch seinen Tod die Nationen Heilung erfahren? Das Urteil steht fest: Skandal oder Blödsinn – so lange, bis Offenbarung dazukommt. Dann wird der Verfluchte erkannt als der, der an unserer Stelle den Fluch getragen hat, so dass wir alle gesegnet werden können. Man erkennt, dass der Tod dieses Mannes etwas ganz Anderes war als der Tod aller anderen, und dass durch den Glauben an Ihn auch Nichtjuden sich mit Ihm identifizieren und Sein Auferstehungsleben leben können.

Was vorher verschlossen war, ist nun zugänglich durch Offenbarung. Satan weiß darum und deshalb hat er, »der Gott dieser Welt, den Ungläubigen die Augen verblendet, damit sie das Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi nicht sehen, der Gottes Ebenbild ist« (2. Korinther 4,4, Übersetzung aus dem Englischen). Wenn die Augen eines Ungläubigen geöffnet werden, kann er das neue Leben empfangen – wir nennen das auch Wiedergeburt.

Meine zweite Begründung findet sich direkt in der Schrift. In Amos 3,7 finden wir eine erstaunliche Aussage: »Gott, der Herr, tut nichts, ohne sein Geheimnis vorher seinen Dienern, den Propheten, anvertraut zu haben.« Wir müssen diesen Vers aus dem Alten Testament an die veränderten Bedingungen des Neuen Testaments anpassen, da jetzt ja der Geist der Prophetie über die Kirche ausgegossen worden ist. Es gibt weiterhin Propheten, aber der gesamte Leib ist prophetisch geworden. Wenn wir das berücksichtigen, können wir etwa so sagen: »Gott, der Herr, tut nichts, wenn er es nicht vorher Seiner Kirche geoffenbart hat.«

Und das bedeutet doch, dass wir uns hauptsächlich darauf konzentrieren müssen, dass Gott uns etwas sehen lässt. Es ist so wichtig, dass die Kirche in einer bestimmten Region eine Offenbarung über ihre eigene Rolle empfängt. Die Region selbst muss ein Verständnis des Heilsplans Gottes bekommen und das, was Gott werden oder kommen lässt, muss willkommen geheißen werden.

Offenbarung an sich ist noch nicht alles, sie muss zum Gebet und zu angemessenen Handlungen führen, damit die Offenbarung freigesetzt wird. Diese Freisetzung, bzw. dieses »auf den Weg bringen« des Geschauten ist selbst ein Prozess. Wir sind aufgefordert, für das Kommen des Reiches Gottes zu beten und für alles, was dazugehört. So wird alles, was es im Himmel gibt, in diesem unserem Verantwortungsbereich auf der Erde sichtbar werden. Anders ausgedrückt: Es reicht nicht, wenn wir etwas durch Offenbarung sehen, wir müssen es dann auch »durchbeten«, bis wir sicher sind, dass es jetzt auch tatsächlich »abgesendet« und »unterwegs« ist.

Freisetzung geschieht nicht immer so leicht, sondern wir haben dabei oft mit großem Widerstand zu kämpfen. Darum ist es wichtig, nie zu vergessen, was wir im Gebet gesehen haben – das Geschaute muss durch Gebet »am Leben gehalten« werden. Im Gebet gibt uns Gott eine Vision (ohne Gebet laufen wir eher Fantasien und Wunschträumen hinterher, und nur weil es fromme Wünsche sind, ist es noch lange keine tragfähige, belastbare Vision). Diese gottgegebene Vision ist uns immer zehn Schuhgrößen zu groß. Sie wird angegriffen werden, aber wir rufen weiterhin im Gebet aus: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden! In diesem Beharren wird unser Glaube wachsen, obwohl wir keine sichtbaren Anzeichen für Veränderung sehen. Und indem unser Glaube wächst, befördern wir sozusagen das, was wir als Offenbarung gesehen haben, zum himmlischen Paketdienst.

In manchen Gebieten, besonders wenn viel Freimaurerei vorhanden ist, kann es passieren, dass etwas in Bewegung kommt und dann reißt alles wieder ab. Dieses Prinzip der »Unterbrechung« habe ich so oft beobachtet im Zusammenhang mit starken Freimaurermächten. Auch wenn alles »unterschrieben, zugeklebt und ab die Post« zu sein scheint, kommt es doch nicht zur endgültigen Erfüllung der Verheißung. In diesem Fall müssen wir durchhalten, bis wir uns sicher sind, dass etwas in Bewegung gekommen ist. Zwar wird es zunächst keine sichtbaren Anzeichen geben, aber je mehr wir uns der Erfüllung der Verheißung nähern, desto mehr nehmen auch die äußeren Zeichen zu.

Ich glaube, dass wir unser ganzes Leben neu ausrichten müssen auf das, was uns als Gottes Wille offenbart wird. Wir müssen die Dinge im Blick behalten, von denen wir wissen, dass sie auf dem Weg zu uns sind und auf die Visionen sehen, die in unserer Umgebung bereits sichtbare Realität geworden sind.

So verändert sich unser Gebet: Aus der Bitte um Offenbarung (»Herr, öffne uns die Augen«) wird das Gebet, dass das, was wir geschaut haben, auch zu uns kommen soll. Hier kommt prophetische Proklamation ins Spiel: Gottes Wille geschehe, und alles, was noch Widerstand leistet, beuge sich! Und dann danken wir. Ergänzend stellen wir im Gebet noch fest, dass all das, was zu uns »unterwegs« ist, tatsächlich und dauerhaft auf Erden etabliert und nicht gestohlen werden wird.

Der Schlüssel in diesem Prozess ist unser zielgerichtetes Gebet und unsere adäquate Reaktion. Ich möchte es so erklären: Wenn mir Gott etwas offenbart und ich mich auf Position A befinde, muss ich dafür beten, dass die Offenbarung dem Willen und dem Zeitplan Gottes entsprechend hier auf Erden sichtbare Realität wird. Die Umsetzung wird zur rechten Zeit beginnen, aber um sie in Empfang zu nehmen, muss ich (zum Beispiel) auf Position D sein. Von meinem jetzigen Standpunkt, von Position A aus, kann ich sie nicht entgegennehmen. Obwohl die Erfüllung für meine Situation bestimmt ist, werden sich meine Umgebung und mein eigenes Verständnis für meine Situation verändert haben, bis die Erfüllung eintrifft. Deshalb ist es so einfach, Prophezeiungen im Nachhinein zu interpretieren! Ich frage mich, was Petrus wohl vor Pfingsten über Joel gepredigt hätte, wäre er dazu aufgefordert worden. Nach dem Erlebnis von Pfingsten war es leicht: »Dies ist das.«

Wir müssen dahin kommen, dass wir in den Himmel sehen; wir brauchen Vision, die das Unsichtbare sieht. Wir müssen unsere Ausdauer trainieren, bis das, was wir gesehen haben, den Himmel »verlässt« und auf dem Weg ist zu uns. In der Zwischenzeit müssen wir uns gefasst machen auf Veränderungen und sie begrüßen. Es ist unausweichlich: Zuerst werden Vorbereitungen und Veränderungen in uns selbst stattfinden, bevor wir die Verwirklichung dessen sehen, was uns zuvor nur in einer Vision gezeigt wurde. In dieser Zwischenzeit finden die Veränderungen in uns statt - denn letztendlich wirkt Er zuerst in uns, was Er dann durch uns wirkt.

Die folgende Grafik veranschaulicht das eben Gesagte.

Martin Scott
3 Generations

Hinweis zu Martin Scott:

Martin Scott ist weithin als Gebetsleiter und -stratege mit einer starken, prophetischen Begabung bekannt. 1998 begann er unter dem Schirm von »Sowing seeds for Revivial« mit Teams in verschiedene Gebiete zu reisen, um Einheit und ortsbezogene Gebetsstrategien zu fördern. Dies führte ihn durch viele europäische Länder, nach Kanada, Brasilien und in die USA. Für sein einzigartiges Forschungsprojekt über »Die Eschatologie der Neuen Gemeindebewegung« erhielt er von der Brunel Universität den Master in Theologie. Er ist Autor zahlreicher Bücher, u.a. »Herausforderung Transformation« und »Willkommen in der Zukunft«.

Übersetzung:
GrainPress