Herausforderung Transformation, Teil 1

Vorbemerkung des Herausgebers:

Der folgende Artikel, den wir in drei Teilen versenden, ist ein Auszug aus dem Buch »Herausforderung Transformation« (Kapitel 2 des Buches) von Martin Scott.

Kapitel 2

Das Grundmuster

Im Vorwort habe ich davon gesprochen, dass ich am Anfang meiner Gebetsarbeit für Städte und Regionen den Schwerpunkt hauptsächlich auf Einheit und auf gemeinsames Gebet legte. Diese zwei wichtigen Elemente habe ich seitdem weiterentwickelt und in diesem Kapitel werde ich aufzeigen, wie ich das inzwischen sehe. Und ich glaube, dass es eine weitere Komponente gibt, die diesen beiden hinzugefügt werden muss – die Verwaltung der Räume, die sich durch unser Gebet für das Reich Gottes geöffnet haben. Noch etwas: Das Neue wird nur auf einem Hintergrund entstehen und gedeihen können, der zwei bestimmte Merkmale aufweist: Gerechtigkeit und übernatürliche Zeichen (Wunder). Diese beiden Merkmale sind untrügliche Anzeichen dafür, dass Gottes Königreich hereinbricht. Im Folgenden gehe ich auf diese fünf Aspekte ein, die wir kultivieren müssen.

Die wichtigste Komponente ist meines Erachtens, dass die Kirche das Land auch in Besitz nimmt, das sie dem Feind entrissen hat. Wenn wir hierin nachlässig sind, werden wir viel weniger Veränderung erleben, als wir aufgrund unserer Gebetsarbeit erwarten würden.

Die drei Komponenten für Transformation sind also:

* Anerkennung der Einheit des Leibes

* Gebet, das alle Lebensbereiche abdeckt

* Inbesitznahme der geräumten Gebiete durch gottgefällige Haushalterschaft.

Die beiden Elemente, die die erneuerte Stadt prägen sollen, sind Gerechtigkeit und  das Einbrechen von Gottes Wirklichkeit durch übernatürliche Zeichen.

Im Folgenden werde ich auf diese Aspekte oder Bedingungen für Transformation näher eingehen.

Die Einheit des Leibes

Durch die Briefe des Paulus bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es an einem Ort nur einen Leib gibt. Paulus schrieb an eine einzige Kirche an einem Ort, obwohl er sich sehr wohl bewusst war, dass diese Kirche in vielen verschiedenen Gruppen zusammenkam. So schrieb er zum Beispiel »an die Gemeinde in Korinth« (1. Korinther 1,2). In seinem Brief stellte er fest, dass sich diese Gemeinde in verschiedenen Häusern versammelte und nicht unbedingt gemeinsame Gottesdienste feierte – ohne dies im Geringsten zu kritisieren.

Veranschaulicht wird das auch durch eine Stelle im Römerbrief. In Römer 16,3-5 lesen wir eine Anweisung an die Empfänger des Briefes: Sie sollten die Gemeinde grüßen, die sich an anderswo in der Stadt traf – im Hause von Priska und Aquila.

Die Gläubigen trafen sich in verschiedenen Häusern, aber Paulus setzte sich sehr dafür ein, dass die Gemeinde bei aller Unterschiedlichkeit doch eine Einheit blieb. Er wies die zurecht, die sich abspalteten oder einem bestimmten Apostel zugehörig fühlten (siehe 1. Korinther 1-3).

Für viele Menschen ist die mangelnde Einheit der Kirche (ihre Spaltung) ein großer Stein des Anstoßes, ein Skandal. Wir wollen nicht naiv sein: Wir haben noch einiges an Hausaufgaben zu machen und uns mit manchen Themen noch näher befassen, um wirklich in Einheit leben zu können. Aber solange wir nicht selbst danach streben, unseren Teil zur Versöhnung des Leibes beizutragen, können wir nicht ernsthaft auf Veränderung hoffen. Eine Einheit auf der Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners wird nicht viel bewirken. Wir müssen unbedingt aufhören, andere Formen und Glieder des Leibes Christi als Konkurrenz oder Bedrohung anzusehen. Dieses Denken müssen wir weit hinter uns lassen!

Im Bestreben, die Einheit des Leibes Christi in einer Stadt zum Ausdruck zu bringen, müssen wir uns fragen, was die Hindernisse sind, die aus dem Weg geräumt werden müssen und wie diese Einheit aussehen könnte, eine Einheit, inmitten einer gesunden Vielfalt.

Die unterschiedlichen Gebete der Heiligen

Paulus schreibt: »Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist« (Epheser 6,18) und deutet mit seiner Wortwahl darauf hin, dass wir nicht vorschnell die eine Art des Gebets oder Gebetsstils als richtig bewerten und die andere als falsch abtun dürfen. Deshalb würde ich vorschlagen, dass wir zuerst einmal die Grundsatzentscheidung treffen, jede Art von Gebet zuzulassen und zu praktizieren.

Diese Vielfalt von Gebetsstilen wird sehr dazu beitragen, hinderliche Mauern zu beseitigen - man könnte auch sagen, ungute Konsequenzen aus früheren Ereignissen ungeschehen zu machen. Dies wird einer Stadt helfen zu erkennen, was Gott schon immer mit ihr vorgehabt hat und immer noch vorhat. Wenn wir gelernt haben, diese Gebets-Vielfalt zu kultivieren, werden wir einen Schlüssel für den Durchbruch in unserer Hand halten.

Inbesitznahme durch gottgefällige Haushalterschaft

Wir haben gelernt, auf Begriffe wie »herrschen« oder »regieren« misstrauisch oder zumindest vorsichtig zu reagieren, da sie oft für sündiges Verhalten des gefallenen Menschen stehen. Hier geht es aber nicht um Diktatur oder Machtmissbrauch. Im Reich Gottes bedeutet »herrschen«, dass wir danach streben, uns zuerst Gott unterzuordnen. In dieser Haltung der Demut werden wir Gottes Ordnung zu verwirklichen und Gottes Pläne umzusetzen suchen. So wachsen wir in unsere Berufung hinein.

Wenn wir im Gebet die Auswirkungen der Vergangenheit ungeschehen gemacht haben, ist es wichtig, dass wir all die freigewordenen Räume in Besitz nehmen, bzw. füllen und bewohnen. In Matthäus 12,43-45 lehrt Jesus, dass, sobald ein böser Geist vertrieben ist, das leergewordene »Haus« wieder bezogen, bewohnt, gefüllt werden muss. Daher ist es wichtig, dass die Kirche (nicht die Kirche als Institution, sondern das Volk Gottes) aufsteht und ihren Platz in der Gesellschaft einnimmt. Veränderung kommt auch dadurch zustande, dass die Kirche eintaucht in die Welt um sie herum.

Es ist von entscheidender Wichtigkeit, wie sich das Volk Gottes in die Gesellschaft einbringt: nicht indem es über sie herrscht und ihr Lasten auflegt, sondern indem es sich in einer dienenden Haltung unter sie mischt und mittendrin lebt.

Zwei Bedingungen für die gesunde Ausbreitung von Gottes Königsherrschaft:

Gerechtigkeit

Die Propheten des Alten Testaments erhoben ihre Stimme zu einer Zeit, als die Machthaber in Israel sich um Gerechtigkeit keinen Deut scherten. Die Gesetze Gottes für jeden Lebensbereich Seines Volkes Israel sind geistlicher Natur. Sie bewerten aber nicht nur Gut und Böse im persönlichen Leben jedes einzelnen, sondern haben auch eine ökonomische und soziale Dimension. Das Reich Gottes will durch Gerechtigkeit zum Ausdruck kommen. Wenn wir ernsthaft Veränderung wollen, dürfen wir diesen Aspekt nicht länger ausblenden. Gerechtigkeit ist mehr als nur eine Zutat – sie ist der Rahmen für jede positive Entwicklung.

Übernatürliche Zeichen


Als Johannes der Täufer wissen wollte, wer Jesus nun wirklich war (siehe Matthäus 11,2-6), schickte er Jünger zu ihm, um Ihn zu fragen: »Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?« Jesus antwortete nicht direkt, sondern trug ihnen auf, Johannes zu berichten, was sie hörten und sahen. Sie sollten Johannes von den Wundern berichten (und auch, dass die Armen die Gute Nachricht hörten). Wenn das Reich Gottes hereinbricht, wird es ganz selbstverständlich von solchen Zeichen begleitet sein – auch als Bestätigung und Beweis.

In den einleitenden Versen der Apostelgeschichte schreibt Lukas, dass sein erstes Buch (das Lukasevangelium) ein Bericht davon war, was Jesus begonnen hatte zu tun und zu lehren. Die Apostelgeschichte ist folgerichtig die Fortsetzung der Taten und Lehre von Jesus durch Seinen Leib. Manche behaupten, man könne heute nicht mehr erwarten, dass das Reich Gottes auf unerklärliche Weise und mit übernatürlichen Begleiterscheinungen in unsere Welt einbricht. Für solche Lehren gibt es keinerlei Grundlage; wie damals zur Zeit der Apostelgeschichte gehören solche Zeichen einfach dazu!

Wann immer Gerechtigkeit sichtbar wird, kann dies als ein übernatürliches Zeichen angesehen werden, da vor Gerechtigkeit immer Herzensveränderung stattfinden muss. Aber Gerechtigkeit ist etwas, das auf der Erde wächst; Heilungen und Wunder hingegen stammen aus einer anderen Dimension. Es braucht beides, Gerechtigkeit und Wunder, wenn Gottes Herrschaft sich ausbreiten soll. Beides ist Zeichen für die Ausbreitung des Reiches und die Gegenwart des Königs.

Der Ausdruck »übernatürlich« mag ungewohnt und missverständlich sein, aber ich möchte durch dieses Wort auf etwas hinweisen, das zur »kommenden Welt« gehört. Es ist nicht von dieser Welt, aber es bricht ein in unser Hier und Jetzt – und zwar so, wie wir es mit unserem menschlichen Denken nicht erwarten würden und naturwissenschaftlich nicht erklären können. Dieses Grundmuster kann wie folgt dargestellt werden:

In den nächsten Kapiteln möchte ich dieses Grundmuster weiter ausbauen, aber im Moment reicht die eine Feststellung: Wir müssen alles Konkurrenzdenken ablegen und erkennen, dass im Leib Christi genug Raum ist für eine Vielfalt von Ausdrucksformen. Nur so bekommen wir eine weite Sicht für den Leib Christi, und nur der Leib Christi ist in der Lage, den uns von Gott gegebenen Auftrag auszuführen. Transformation ist nicht etwas für einige wenige und wird nicht in unseren vier Wänden geschehen, sondern der ganze Leib ist gefordert, im Rahmen der ganzen Schöpfung – in aller Welt.

Dabei dürfen wir den »Schlauch«, die äußere Form der Kirche, nicht außer Acht lassen. Viele unserer »Weinschläuche« sind untauglich für Transformation. Aber es muss auch gesagt werden, dass der erste Schritt nicht sein kann, dass wir die Form verändern. Weinschläuche produzieren keinen Wein. Zuerst müssen wir unser Denken verändern, damit wir uns danach sehnen, dass alle Heiligen Jesu Christi die Vollmacht erkennen und annehmen, die Gott ihnen verliehen hat. Und das wird unweigerlich eine Veränderung des Weinschlauchs nach sich ziehen: Entweder durch die Anerkennung dieser Bevollmächtigung der Heiligen oder aber, weil der Leib die ihm unrechtmäßig auferlegten Fesseln abschüttelt, wenn er seine rechtmäßige Stellung innerhalb von Gottes Schöpfungsordnung wieder gefunden hat. Die Kirche braucht ein gewisses Maß an Organisation, aber unser Hauptaugenmerk muss darauf liegen, die Heiligen auszurüsten und freizugeben für das, wozu sie berufen sind. Dieses Zurüsten und »Senden« des Leibes ist wesentlich wichtiger als die Veränderung der Form. Aber ersteres wird große Auswirkungen haben auf das letztere.
 
Fortsetzung folgt…

Martin Scott
3 Generations



Hinweis zu Martin Scott:

Martin Scott ist weithin als Gebetsleiter und -stratege mit einer starken, prophetischen Begabung bekannt. 1998 begann er unter dem Schirm von »Sowing seeds for Revivial« mit Teams in verschiedene Gebiete zu reisen, um Einheit und ortsbezogene Gebetsstrategien zu fördern. Dies führte ihn durch viele europäische Länder, nach Kanada, Brasilien und in die USA. Für sein einzigartiges Forschungsprojekt über »Die Eschatologie der Neuen Gemeindebewegung« erhielt er von der Brunel Universität den Master in Theologie. Er ist Autor zahlreicher Bücher, u.a. »Herausforderung Transformation« und »Willkommen in der Zukunft«.

Übersetzung:
GrainPress