Der Unterschied zwischen der Berufung und dem Beginn des Dienstes

Viele Irrtümer, die die geistliche Bedeutung des prophetischen Dienstes abgewertet haben, entspringen aus der Tatsache, dass man nicht unterschieden hat zwischen der Berufung und dem eigentlichen Beginn des Dienstes. Wie wir in der Apostelgeschichte sehen können, war Paulus als Apostel bereits seit vielen Jahren berufen, bevor er seinen Dienst begann. Die Schätzungen, wie viel Zeit zwischen der Berufung des Paulus und dem Beginn seines Dienstes lagen, schwanken zwischen acht und vierzehn Jahren. Es wird in der Apostelgeschichte und aus den Briefen des Paulus deutlich, dass diese Zeit der Vorbereitung und Zurüstung diente, und dass er während dieser Zeit als Prophet oder Lehrer, oder auch als beides, aktiv war.
Wenn sie sich vielleicht fragen, warum sie bisher noch keinen konkreten Auftrag bekommen haben, dann haben sie auch tatsächlich noch keinen Auftrag. Wenn der Ernstfall eintritt, dann wird es klar sein, und sie werden es ganz klar wissen, dass es von Gott kommt und nicht von Menschen. Bis dahin sind wir in der Ausbildung und Vorbereitung, und je bedeutsamer und wichtiger unsere Berufung ist, desto intensiver, und in der Regel auch länger und härter, wird unsere Zeit der Ausbildung sein.

Jeder Prophet in der Heiligen Schrift war einzigartig.
 
Es gibt natürlich gemeinsame Merkmale, aber der Herr, der jede einzelne Schneeflocke unterschiedlich geschaffen hat, liebt die Vielfalt, und er beschäftigt sich mit jedem Menschen auf eine ganz einzigartige und persönliche Weise. Deshalb können wir auch niemals die exakte Kopie eines anderen Menschen sein. Wir können von anderen lernen, aber unser Schwerpunkt muss immer auf dem Herrn liegen. Unser Blick muss auf Seine Herrlichkeit gerichtet sein, und wir müssen gestaltet und verändert werden zu Seinem Bild, damit wir zu dem werden, wozu wir geschaffen und bestimmt wurden.

Wandel in der Hingabe und im Gehorsam gegenüber dem Herrn

Dies führt uns zu einer weiteren grundlegenden Wahrheit über den prophetischen Dienst - jeder Mensch, jede Kirche und jede Situation, in der wir unseren Dienst verrichten, ist einzigartig. Derjenige, der ein Wort vom Herrn empfängt und dann versucht, es für alle Menschen oder für jede Situation anwenden zu wollen, verursacht bestenfalls eine Menge Verwirrung und Durcheinander.
Sogar als der Herr zu den sieben Gemeinden in den Sendschreiben der Offenbarung sprach, hatte er ein anderes spezielles Wort für jede der sieben Gemeinden. Diese Gemeinden existierten in derselben Region und zur gleichen Zeit, aber sie waren alle unterschiedlich und benötigten allesamt ein anderes Wort. Anstatt dass wir uns nur auf uns selbst konzentrieren und darauf, dass unsere Botschaft wahr ist, müssen wir unseren Blick vielmehr auf jene richten, denen wir dienen, und wir müssen sensibel werden für das, was sie wirklich brauchen.
Das setzt natürlich nicht die Tatsache außer Kraft, dass einige Worte auch für die Kirche oder die Gemeinde im Allgemeinen wichtig und bedeutsam sein können, wie zum Beispiel das Wort, welches Agabus bekam, wonach eine Hungersnot über den ganzen Erdkreis kommen sollte. Apg. 11:28:
„Einer aber von ihnen, mit Namen Agabus, stand auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte.“
 
Dies war selbstverständlich ein Wort, welches alle Gemeinden unbedingt hören mussten. Allerdings sind die meisten Worte, die wir empfangen, nicht so universell einsetzbar. Von daher müssen wir noch viel sensibler werden zu erkennen, wem dieses Wort gilt und wann wir es an die Betreffenden weitergeben sollen. Dies erfordert andauernden Gehorsam gegenüber dem Herrn.
In den kommenden Wochen werden wir zahlreiche Beispiele beleuchten, wo Menschen Offenbarungen empfingen, und vor allem auch, wie einige dieser Offenbarungen missverstanden oder sogar missbraucht wurden, damit andere daraus lernen können und hoffentlich nicht die gleichen Fehler machen. Die Bibel geht mit diesem Problem ganz offen um, und wir müssen uns ebenso verhalten, wenn wir gewillt und bereit sind, dass uns noch größere Vollmacht und Offenbarungen anvertraut werden. In der zunehmenden Intensität und Spannung der heutigen Zeit werden die vollmächtigen und vertrauenswürdigen prophetischen Stimmen immer wichtiger. Wir dürfen deshalb unsere Ausbildung und Zurüstung nicht abkürzen.
Solange, bis wir einen konkreten Auftrag als Prophet bekommen, dürfen wir die Freiheit haben, Fehler zu machen und aus diesen Fehlern auch zu lernen. Diejenigen, die meinen, keine Fehler zu machen, unterliegen bereits einer gefährlichen Täuschung.
Auch gereifte, vollmächtige Propheten können und dürfen Fehler machen, und wenn sie meinen, sie stehen darüber, dann ist es umso gewisser, dass sie Fehler machen.
Unser Schauen ist Stückwerk, unser Wissen bzw. unsere Erkenntnis ist Stückwerk und unsere Prophetie ist Stückwerk (siehe 1. Korinther 13:9). Auch eine unvollständige Offenbarung kann sehr hilfreich sein, aber es muss immer Raum bleiben für Demut, die sich zeigt in der Offenheit gegenüber Anderen und in dem Bedürfnis, ständig den Herrn zu suchen. Beide Punkte sind von wesentlicher Bedeutung für alle, die dem Herrn gegenüber treu bleiben wollen.  

Rick Joyner
MorningStar Ministries

Übersetzung:
Reinhard Lewke