Die ehrbare Umgangsweise mit unseren messianischen-jüdischen Geschwistern

Einleitung

Da es öfters für uns als Gläubige aus den Heidenvölkern bei dem Thema über die Lebensweise unserer jüdischen, messianischen Brüder und Schwestern sowie das Feiern der jüdischen Feste, die die biblischen Feste sind zu Missverständnissen kommt, möchte ich mit dieser Botschaft zu mehr Klarheit beitragen.

Die Nationen und ihre Kulturen

Zuerst ist es notwendig zu wissen, dass Gott den Menschen geschaffen hat und ihn in eine Nation hineinsetze, was bedeutet, dass der jeweilige Mensch auch in der Kultur des jeweiligen Landes aufwächst.
Das heißt, dass der Mensch von der Kultur seines Landes geprägt ist, die sich ebenfalls teilweise in seinem Charakter bzw. seiner Lebensweise widerspiegelt.
Deshalb war es z.B. dem Apostel Paulus wichtig, die Kulturen zu achten und sie nicht durch die Botschaft des Evangeliums zu zerstören (vgl. 1.Korinther 9,19-23).

1.Korinther 9,19-23:
19 Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne.
20 Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden – obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin –, damit ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne.
21 Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden – obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi –, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne.
22 Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.
23 Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben.

Die jüdische/biblische „Kultur“

Paulus war ein Apostel, der zu den Heidenvölkern gesandt war (vgl. Galater 2,8), jedoch bedeutete das nicht, dass er seine jüdische Kultur und den damit verbundenen Lebensstil verleugnete.
Paulus feierte nach seiner göttlichen Heimsuchung, die er auf der Straße nach Damaskus hatte trotzdem die jüdischen/ biblischen Feste (vgl. Apostelgeschichte 9,3 ff. i.V.m. 1.Korinther 5,7-8), da er wusste, dass es sich um die von Gott bestimmten Zeitpunkte handelte.
Nachdem Paulus von Jesus Christus auf übernatürliche Weise heimgesucht wurde, feierte er die Feste nicht mehr aus dem Blickwinkel der Gesetzlichkeit, um aus Taten gerecht zu werden, sondern er zelebrierte sie in der Freiheit und Liebe zu Jesus Christus, welcher ebenfalls die jüdischen Feste feierte, weil diese die Feste seines himmlischen Vaters waren und er des Gesetzes Erfüllung (vgl. Matthäus 5,17 i.V.m. Johannes 6,38; Johannes 7,10.37; Johannes 10,22-23; Lukas 2,41-42 i.V.m. Lukas 22,7-8).

Matthäus 5,17:
17 Ihr sollt nicht meinen, dass ich (Anm.: Jesus) gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Johannes 6,38:
38 Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.

Johannes 7,10.37:
10 Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren zum Fest (Anm.: Laubhüttenfest), da ging auch er hinauf, nicht öffentlich, sondern heimlich. ...
37 Aber am letzten Tag des Festes (Anm.: Laubhüttenfest), der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!

Johannes 10,22-23:
22 Es war damals das Fest der Tempelweihe (Anm.: Chanukka) in Jerusalem und es war Winter.
23 Und Jesus ging umher im Tempel in der Halle Salomos.

Lukas 2,41-42:
41 Und seine Eltern gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Passafest.
42 Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach dem Brauch des Festes.

Lukas 22,7-8:
7 Es kam nun der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem man das Passalamm opfern musste.
8 Und er sandte Petrus und Johannes und sprach: Geht hin und bereitet uns das Passalamm, damit wir es essen.

Einander achten und ehren

Wenn unser König und Gott Jesus Christus die biblischen Feste als Jude auf Erden feierte, ist es für uns als Gerettete aus den Heidenvölkern notwendig, dass wir nicht die Lebensweise unserer messianischen Geschwister ablehnen oder sie überzeugen, auf die Weise zu leben, wie wir leben oder auch umgekehrt. Wir müssen uns einander achten und ehren. Nur so kann die Liebe Jesu vor den Menschen erkannt werden (vgl. Johannes 13,35). Das ist, was Paulus meinte als er sagte, dass es in Christus nicht mehr Grieche, Jude, Beschnittener, usw. gibt (vgl. Kolosser 3,11).

Kolosser 3,11:
11 Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.

Wir müssen uns als Volk Gottes der Struktur des edlen Ölbaums, in der wir uns bewegen, bewusst sein (vgl. Römer 11,17-18), was nichts anderes bedeutet, dass wir in Jesus Christus alle messianische (Anm.: bedeutet „gesalbte“) Heilige sind (vgl. Römer 2,28-29).

Römer 2,28-29:
28 Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht; 29 sondern der ist ein Jude, der es inwendig verborgen ist, und das ist die Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht. Das Lob eines solchen ist nicht von Menschen, sondern von Gott.

Paulus achtete seine Herkunft

Paulus hatte trotz seines Sendungsbefehls zu den Heiden nie die Wichtigkeit seiner jüdischen Wurzel außer Acht gelassen, was durch die Beschneidung seines apostolischen Begleiters Timotheus verdeutlicht wurde, um Zugang zu den Herzen der Juden zu erhalten. Das trug zu einer wachsenden Gemeinde bei (vgl. Apostelgeschichte 16,1-5).

Apostelgeschichte 16,1-5:
1 Er kam auch nach Derbe und Lystra; und siehe, dort war ein Jünger mit Namen Timotheus, der Sohn einer jüdischen Frau, die gläubig war, und eines griechischen Vaters.
2 Der hatte einen guten Ruf bei den Brüdern in Lystra und Ikonion.
3 Diesen wollte Paulus mit sich ziehen lassen und er nahm ihn und beschnitt ihn wegen der Juden, die in jener Gegend waren; denn sie wussten alle, dass sein Vater ein Grieche war.
4 Als sie aber durch die Städte zogen, übergaben sie ihnen die Beschlüsse, die von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem gefasst worden waren, damit sie sich daran hielten.
5 Da wurden die Gemeinden im Glauben gefestigt und nahmen täglich zu an Zahl.

Ich möchte an dieser Stelle deutlich machen, dass Timotheus aufgrund der Herkunft seiner Mutter ein Jude war. Deshalb ließ ihn Paulus beschneiden, denn er wusste genau, wann er wie in der Freiheit in Christus zu handeln hatte, denn die Beschneidung war ursprünglich kein Bestandteil des Gesetzes, denn Abraham ließ seine Söhne aus Glauben zum Bund Gottes beschneiden (vgl. 1.Mose 17,10.21.23-27 i.V.m. 1.Mose 21,4).
Es war jedoch Paulus im Dienst unter den Heiden wichtig, ihre Kultur zu achten und sie nicht unter eine andere Kultur zu setzen, sondern die Gnade und Freiheit Gottes, die Jesus Christus ist, zu den Menschen zu bringen.
Das wird durch die Zurechtweisung von Paulus an Petrus in Antiochia deutlich, weil er die Gemeinschaft mit den Heiden aufgrund von Angst vor den Juden mied (vgl. Galater 2,11-16).

Galater 2,11-16:
11 Als aber Kephas nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn es war Grund zur Klage gegen ihn.
12 Denn bevor einige von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus dem Judentum fürchtete.
13 Und mit ihm heuchelten auch die andern Juden, sodass selbst Barnabas verführt wurde, mit ihnen zu heucheln.
14 Als ich aber sah, dass sie nicht richtig handelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Kephas öffentlich vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, warum zwingst du dann die Heiden, jüdisch zu leben?
15 Wir sind von Geburt Juden und nicht Sünder aus den Heiden.
16 Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.

Wir sollten als Christen aus den Heidenvölkern nicht mit einem richtenden Zeigefinger auf unsere jüdischen Geschwister zeigen, sondern ein biblisches Verständnis entwickeln, um den Frieden Gottes aufrechtzuerhalten.

Das Feiern der biblischen Feste

Das Feiern der biblischen Feste beinhaltet für uns kein Zelebrieren aus Gesetzlichkeit, sondern es ist ein Feiern aus dem Blickwinkel der Freiheit und Offenbarungserkenntnis in Jesus Christus.
Wir können z.B. anhand der Vorgehensweise von Hesekiel als er sich in der Vision auf Anweisung des Engels der Tempelquelle näherte, einen Bezug zu den von Gott festgelegten biblischen Festen erkennen, die mit der Zunahme des Heiligen Geistes auf der Erde verbunden sind (vgl. Hesekiel 47,1.3-5 i.V.m. 2.Mose 34,23-24).

Hesekiel 47,1.3-5:
1 Und er führte mich wieder zu der Tür des Tempels. Und siehe, da floss ein Wasser heraus unter der Schwelle des Tempels nach Osten; denn die vordere Seite des Tempels lag gegen Osten. Und das Wasser lief unten an der südlichen Seitenwand des Tempels hinab, südlich am Altar vorbei. …
3 Und der Mann ging heraus nach Osten und hatte eine Messschnur in der Hand, und er maß tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen; da ging es mir bis an die Knöchel.
4 Und er maß abermals tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: da ging es mir bis an die Knie; und er maß noch tausend Ellen und ließ mich durch das Wasser gehen: da ging es mir bis an die Lenden.
5 Da maß er noch tausend Ellen: da war es ein Strom, so tief, dass ich nicht mehr hindurchgehen konnte; denn das Wasser war so hoch, dass man schwimmen musste und nicht hindurchgehen konnte.

2.Mose 34,23-24:
23 Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist, erscheinen vor dem Herrscher, dem HERRN, dem Gott Israels.
24 Denn ich werde die Heiden vor dir ausstoßen und dein Gebiet weit machen und niemand soll dein Land begehren, während du dreimal im Jahr hinaufgehst, um vor dem HERRN, deinem Gott, zu erscheinen.

Jede einzelne Anstiegsphase des Wassers der Tempelquelle war mit dem Gehorsam von Hesekiel und dem Maß der göttlichen Ordnung verknüpft, da der Engel eine Messschnur in der Hand hielt, mit der er nach jedem Schritt von Hesekiel 1000 Ellen Maß.
Die Zahl „1000“ steht in diesem Kontext in Verbindung mit dem „Vollmaß Gottes“.
Es gab insgesamt vier Phasen der Zunahme, die uns auf folgende Zeitfenster Gottes aufmerksam machen sollen:

1. das Wasser bis zu den Knöcheln Hesekiels => Pessach (Anm.: Vergebung und Erlösung durch das Blut des Lammes)

2. das Wasser bis zu den Knien Hesekiels => Schawuot/ das Fest der Wochen/Pfingsten (Anm.: Vertrauensgabe Gott gegenüber für die kommende Versorgung/die Gabe von übernatürlicher Offenbarung - das Geben der Torah/Ausgießung des Heiligen Geistes)

3. das Wasser bis zur Hüfte Hesekiels => Sukkot/Laubhüttenfest (Anm.: Fest der Herrlichkeit Gottes/Danksagung für die von Gott gegebene Ernte)

4. das Wasser, das den gesamten Körper von Hesekiel bedeckte => der geisterfüllte Wandel des Leibes Jesu in den Zeitfenstern Gottes und in der Fülle seiner Herrlichkeit

Zeitfenster der Freude
 
Ich sehe für mich persönlich die festgesetzten Zeitpunkte der Feste Gottes nicht als Anlass zur Gesetzlichkeit sondern zur Freude, weil ich sie aus dem Blickwinkel des Glaubens, der Gnade und Freiheit Gottes feiere und nicht aus dem Blickwinkel der religiösen Gesetzlichkeit, die nichts anderes beinhaltet als aus Taten gerecht zu werden (vgl. Galater 2,16).

Galater 2,16:
16 Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.

So gibt es für alle die, die in Jesus Christus sind keine Verdammnis, wenn sie die biblische Feste des himmlischen Vaters im Glauben und in der Freiheit in Jesus Christus feiern (vgl. Römer 8,1 i.V.m. Kolosser 3,1).

Römer 8,1:
1 So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

Kolosser 2,16 (Anm.: Rev. Elberfelder):
16 So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats, ...

Amen und Amen.

In Seiner Weisheit,

Daniel Glimm